Die klassische Darstellung
Mit der Columbia University in New York, einer echten Campus-Universität, dem großen Gegenspieler der New York University, die keine Campus-Universität ist und über der Stadt verstreut lokalisiert ist, gibt es ein Beispiel, das vielen deutschen Hochschulseiten entspricht: Columbia hat eine altmodisch wirkende Startseite – manche Unterseiten sind es ebenso (siehe die Bibliothek: http://library.columbia.edu/). Aber der Sport ist z.B. wieder sehr modern angelegt, was sich natürlich leicht erklären lässt (http://www.gocolumbialions.com/); ebenso wirkt die Medizin etwas frischer, bleibt aber sicher hinter anderen US-Beispielen zurück. Insgesamt ist an der Columbia wie an vielen Hochschulen in Deutschland das Phänomen der „unterschiedlichen“ Geschwindigkeiten und Entwicklungsgrade der Webseiten innerhalb der Universität zu beobachten.
http://www.columbia.edu/
Ein eher klassisches Beispiel bietet das Hunter College in New York, eine sehr angesehene Institution, die sich stark an Minderheiten und deren Studienlaufbahnen richtet. Die Seiten wirken altmodisch – dennoch verbinden sie gut, vielleicht im Sinne von Professor Mizaikoffs eingebrachten „Research Nuggets“ für die UUlm, gezeigte Fotos (auch Research-Fotos) und die damit verbundene Verlin-kung/Story. Somit werden News auf der Startseite nicht nur textlich, sondern auch visuell vermittelt, ohne die Seite zu dicht zu gestalten; das Scrollen wie etwa bei der Notre Dame University entfällt hier.
http://www.hunter.cuny.edu/main/
Ein ebenso klassisches Beispiel ist die University San Diego, wobei die Startseite moderner wirkt. Die Innenseiten sind hingegen eher klassisch aufgebaut. Siehe zum Beispiel ein Sportlerporträt und die Fakultätsseiten (http://www.sandiego.edu/insideusd/?p=41255 und http://www.sandiego.edu/gateways/faculty.php).
http://www.sandiego.edu/
Das Sarah Lawrence College im Staat New York gibt auch wieder ein Beispiel einer Einrichtung ab, die die Seiten unterschiedlich gestaltet. Die Alumni-Seiten, vielleicht auch verständlich bei dem Druck, diese Gruppe aus finanziellen Erwägungen zu binden (siehe hierzu oben die erwähnten hohen Studiengebühren dieses Colleges), fallen positiv auf (http://www.slc.edu/alumni/). Die übrigen Seiten wie auch der Einstieg wirken bieder. Die Broschüren hingegen sind dann wieder ansprechend gestaltet – so wie sich viele US-Hochschulen in Printprodukten derzeit zeigen, sehr visuell betont: (http://www.slc.edu/about/media/pdf/SLC_Teaching_Brochure_100214.pdf). Und auch hier lohnt sich ein Blick: http://www.slc.edu/about/media/pdf/SLC_Conversion_Brochure_112213.pdf. Diese Publikation thematisiert Werdegänge erfolgreicher Alumni und unterstreicht die Bedeutung der am College erhaltenen Ausbildung.
http://www.slc.edu/
Wieder auf den ersten Blick top modern ist die Website vom Rensselear Polytechnic Institute, Staat New York, konzipiert. Einige gute Unterseiten: zum Beispiel Media http://research.rpi.edu/media, die auch gute Kernbotschaften der Universität wie Studierendenzahlen, PhDs und zu erwartende Einnahmen bzw. erhaltene Auszeichnungen kommunizieren – auch im Hinblick auf die Ulmer Image-Broschüre in englischer Sprachfassung ist dies ein guter Hinweis auf die Richtung in USA. Dann fällt aber wieder auf, dass die Seite manche nicht inspirierende Unterseiten aufweist – sie verfügen zwar über die Informationen, fallen aber doch erheblich ab. Beispiel: das Severino Center: http://lallyschool.rpi.edu/centers/severino/index.html. Insgesamt ist die Einrichtung offenbar im Prozess der Überarbeitung.
http://www.rpi.edu/
Auch die Universität Princeton (2015 als beste amerikanische Universität im US News Best Ranking ausgezeichnet) zeigt sich klassisch und sogar enttäuschend. Die Oberseiten sind unspektakulär. Völlig andere Beispiele geben dann einzelne Fakultäten oder Einrichtungen ab – so sehr zu empfehlen ein Blick in das Lewis Center for the Arts: http://arts.princeton.edu/. Es ist insgesamt sehr überraschend, wie schwach sich diese Universität zeigt. Vielleicht ist es aber auch ein Indiz für die Reife, man hat es vielleicht nicht so nötig wie viele andere, die kämpfen müssen. Dagegen spricht aber das MIT-Beispiel.
http://www.princeton.edu/main/
Die Empfehlung
Die Arbeit am eigenen Relaunch oder kompletten Aufbau einer Website sollte berücksichtigen, dass Hochschulen in den USA in der Regel einen nach deutschen Maßstäben vergleichsweise einen großen Mitarbeiterstab und beträchtliche Ressourcen für ihre Kommunikation und auch Digitalkommunikation zur Verfügung haben.
Davon sollte man sich aber nicht schrecken lassen. Denn einerseits gibt es genauso eine nennenswerte Anzahl von eher klassischen Beispielen, die sehr an deutsche Entwicklungen erinnern; bei diesen Hochschulen und Colleges fallen die unterschiedliche Reifegrade auf den diversen Ebenen der Websites genauso auf wie in Deutschland. Andererseits ist klar, dass die Bereitschaft, mit eindeutigen aber einfachen Botschaften zu arbeiten, überwiegend in den US-Hochschulen anzutreffen ist unabhängig von der optischen Klasse der einzelnen Seiten. Dies wiederum deutet auf einen klaren internen Prozess hin, der alle Einheiten in den Hochschulen auffordert, mitzuwirken. Daran kann man sich orientieren.
Mit dem abschließenden Beispiel möchte wir eine Empfehlung abgeben, wie vielleicht ein guter Mittelweg möglich ist – denn das MIT und Cornell Tech spielen in einer anderen Liga. Es geht um die die University of Michigan: https://www.umich.edu/. Sie ist deshalb interessant, weil sie tolle Oberseiten hat; alle Reiter in den oberen leiden Leisten der Seite führen zu einer einheitlichen Komposition, die sehr ansprechend ist; geht man dann tiefer in die Seiten hinein, findet man Beispiele, wie frei nach unten in den heterogenen Kosmos der Uni die Seiten gestaltet werden können. Das könnte meiner Meinung nach eine Linie für Ulm sein.
So zeigt der Vergleich einer Ausstellung: http://www.montage.umich.edu/2014/12/guido-van-der-werve-exhibition-at-umma/....
…mit der Darstellung der Seite Bords of Regents: http://www.regents.umich.edu/...
…und dann zum Abschluss die sehr ansprechende Seite: http://admissions.umich.edu/ zur Gewinnung und zum Einschreiben der Studierenden, was alles unter einem Dach möglich ist.