Regierungsinhalte müssen gefunden, seine Verbindungen in das Establishment der republikanischen Partei und ihres Umfeldes ausgebaut und erstklassige Experten für das politische Geschäft gewonnen werden.
Das ist harte Arbeit. Mit einem bloßen Klick wie im Internet ist das nicht zu schaffen. Knallende Botschaften von einer Minute fliegen schneller durch Videos und TV-Sendungen.
In seinem ersten Auftritt vor Anhängern in New York wirkte Trump in der Wahlnacht deshalb auch präsidial. Er war ruhig. Er wirkte fast ehrfürchtig und sprach von einem zu einigenden Amerika. Präsident aller Amerikaner wolle er sein.
NPR – das National Public Radio – war aber am Morgen danach der Wachhund. Schon in sechs Wochen zeige sich der wahre Trump, so die Moderatorin in der Sendung. Harte Immigrationspolitik, wirtschaftliche Abschottung, Steuersenkungen zu Lasten öffentlicher Aufgaben, Neudefinition internationaler Beziehungen und vor allem eine Ablehnung zentraler wissenschaftlicher Erkenntnisse. Das seien die Themen, die Amerika zerreißen würden.
Eckpunkte im Trumpschen Forschungskosmos
Der Klimawandel ist seiner Meinung nach nicht von Menschen gemacht. Humanities – die amerikanischen Geisteswissenschaften – erreichen keine Wirkung in der Gesellschaft, da sie sich nicht in Jobs und wirtschaftlichem Aufschwung messen lassen. Somit ist eine auskömmliche staatliche Förderung dieser Disziplinen fraglich. Und Vizepräsident Mike Pence gibt sich religiös derart gefestigt, dass er die biologische Evolution hinterfragt.
Bildung, Wissenschaft und Forschung müssen sich nun anstrengen, im neuen politischen Geschäft Washingtons Gehör zu finden. Dennoch sollte auch der amerikanische Pragmatismus in Erinnerung bleiben. Ronald Reagen, der Schauspieler und die heutige Lichtgestalt der Republikaner, provozierte zu seiner ersten Amtszeit auch Stirnrunzeln. Bill Clinton schließlich gewann auch, weil er gegen das damalige Establishment argumentativ hart schoss.
Jetzt beginnt die Überleitung der Geschäfte von der alten auf die neue Administration. Barack Obama würdigte noch einmal das Beispiel George W. Bushs, der seine Mannschaft damals 2008 zu einer tadellosen Amtsübergabe verpflichtet hatte. Das wollen die Demokraten nun auch tun. Hillary Clinton zeigt, dass sie hier mitzieht. Ihre Rede, die von der New York Times im Internet übetragen wurde, belegt dies. Die Demokraten wollen das Gemeinwesen am Leben halten.
Das ist eine Gelegenheit auch für die Forschung, deren Mittel die Obama-Administration nach dem Finanzcrash 2008/09 zum Jahr 2017 wieder auf ein höheres Niveau bringt. Ab Januar ist dann für Trump und Gefolge Schwimmen im offenen Meer im Stundenplan markiert.
Auch die deutschen Wissenschaftsorganisationen können die Bahnen im Atlantik markieren, denn ihre Partner in den USA benötigen jetzt Hilfe. Neue Programmideen aus Deutschland sind willkommen und in der Überleitungsphase platzierbar. Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft, DFG, DAAD und Fraunhofer- sowie Max-Planck-Gesellschaft sollten nachdenken, was sie tun können.